Das Working Paper befasst sich mit dem öffentlichen Mediendiskurs rund um die Schaffung der Sámi Wahrheitskommission in Schweden. Wahrheitskommissionen wurden seit den 1990er Jahren als Instrumente der Aufarbeitung von Menschenrechtsverbrechen nach dem Ende von Diktaturen oder Bürgerkriegen eingerichtet, um den Übergang zur Demokratie und Aussöhnungsprozesse zu unterstützen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Anwendungsbereich vergrößert. Die jüngste Entwicklung ist, dass Kommissionen sich in Siedlerkolonialstaaten mit der kolonialen Gewalt und deren anhaltenden Wirkungen befassen. Kanada war das erste Land, in dem es 2008 zur Schaffung einer solchen „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ kam, was seither anderen Ländern als Vorbild gedient hat.
Da diese Entwicklung relativ neu ist, gibt es noch keine erschöpfende Forschung zu den Prozessen, die dadurch ausgelöst werden, oder zu den möglicherweise neuen Chancen, die sich bieten. Daher bestand Interesse daran herauszufinden, wie in einer betreffenden Öffentlichkeit für oder gegen die Schaffung einer solchen Kommission argumentiert wird. Der Fokus liegt auf Schweden, weil es das letzte nordische Land war, das eine Wahrheitskommission ins Leben rief. Die schwedische Regierung traf die Entscheidung im November 2021 und hat dabei vermutlich auch Erfahrungen der Nachbarländer in Betracht gezogen. Die Untersuchung zielt darauf ab, die Akteure zu identifizieren, die den öffentlichen Diskurs zur Wahrheitskommission in Schweden bestimmten; und herauszufinden, was sie mit welchen Argumenten vertraten.
Dr. Sabine Mannitz ist Vorstandsmitglied und Leiterin des Programmbereichs „Glokale Verflechtungen“ am PRIF und Principal Investigator im regionalen Forschungszentrum Transformations of Political Violence/TraCe. Eines ihrer Forschungsfelder sind die gegenwärtigen Implikationen historischer Gewalt.
Merle Ecker hat 2023 ein dreimonatiges Praktikum am PRIF unter der Aufsicht von Sabine Mannitz absolviert. Sie hat Kurse zu Internationalen Menschenrechten und Gender Studies an der Stockholm University belegt und macht derzeit ihren Master in Friedens- und Konfliktforschung (International Joint Award) an der University of Kent und der Philipps-Universität Marburg.