(Gewalttätige) Radikalisierung stellt etablierte soziale und politische Ordnungen weltweit in Frage. Aus diesem Grund haben Regierungen schon lange vor, aber insbesondere nach den Anschlägen vom 11. September 2001 damit begonnen, eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (CT) und gewalttätigem Extremismus (P/CVE) einzuführen. Das neue PRIF Working Paper von Hande Abay Gaspar, Julian Junk, Manjana Sold und Clara-Auguste Süß lenkt den Blick auf die dynamischen Wechselwirkungen zwischen Protest und Radikalisierung einerseits sowie Gegen- und Präventionsmaßnahmen andererseits. Die Autor*innen führen das verstreute Wissen zusammen, systematisieren die vielen Formen dieser interaktiven Dynamiken und argumentieren, dass gegenseitige Verschärfung zu Eskalationsspiralen führen kann. Solche Ko- oder Deeskalationsdynamiken erfordern konzeptionell und empirisch mehr Aufmerksamkeit. Nach einer kritischen Diskussion des Forschungsstands entwickeln die Autor*innen einen analytischen Rahmen, der es ermöglicht, diese Dynamiken zu erfassen. Sie schlagen ein Forschungsprogramm vor, das verschiedene Wirkweisen (multidirectional) und Akteur*innen (multi-agent) umfasst und eine Typologie der Koeskalationsdynamiken beschreibt.