Herrschaft und Widerstand in der Nuklearordnung. Koloniale Prägungen im Nuklearen Nichtverbreitungsvertrag und anti-koloniale Auflehnung im Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffen
Das Forschungsvorhaben untersucht die Verschränkung von Nuklear- und Geopolitik im Sinne einer Verankerung von Herrschaftsstrukturen in der Nuklearordnung sowie den Widerstand dagegen. Als zentraler völkerrechtlicher Rahmen für diese Herrschaftsstrukturen wird der Nukleare Nichtverbreitungsvertrag (NVV) betrachtet. Die Auseinandersetzung mit dem Widerstand gegen die Ordnung konzentriert sich auf den Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffen (VVN). Da sich insbesondere Staaten aus dem globalen Süden daran beteiligten, liegt ein Fokus auf mögliche anti-koloniale Motivationen. Auch die klare Hierarchie der Nuklearordnung spricht für eine Herrschaftsanalyse aus kritischer, postkolonialer Perspektive und Schwerpunktlegung auf die Sicht der Akteure des Widerstandes.
Kennzeichnend für Herrschaft ist für diese Arbeit die Herausbildung einer Hierarchie qualitativ unterschiedlicher Handlungsspielräume und Einflusssphären in einem gegebenen sozialen Kontext. Dieses Verständnis eignet sich für die Anwendung im internationalen Kontext und trägt dem Forschungsinteresse am Widerstand Rechnung.
Zur Erörterung der Wesenszüge der Herrschaftsstrukturen wird auf kritische bzw. postkoloniale Analysetools zurückgegriffen. Die Arbeit entwickelt auf dieser Grundlage sechs Komponenten kolonialer Prägung, denen nachgegangen werden soll. Neben den Vertragswerken, ihrer Normenstruktur und Normengenese, dienen als Datengrundlage qualitative Interviews. Dabei sollen insbesondere die Wahrnehmung und Bewertung der Akteure des Widerstandes in die Analyse eingehen.